Bayerisch-Oberösterreichische Landesausstellung 2012

Verbündet - Verfeindet - Verschwägert

Das Schloss Ranshofen

Eine wunderschöne Anlage bilden die Bauten des Ensembles, weitläufige historische Eleganz in traumhafter Umgebung. Die malerische Stiftskirche ist von zahlreichen historisch interessierten Gebäuden umgeben, zum Beispiel der gotischen Heilig-Geist-Kapelle mit dem einzigen stilecht erhaltenen Karner im gesamten Braunauer Bezirk. Sehenswert ist auch der Konventgarten, eine Parkanlage mit fantastischem Ambiente, altem Baumbestand und Brunnen. Auch die Aussicht hat etwas Besonderes, schon der bayerische Geschichtsschreiber Aventin empfahl den Blick von der Friedhofsmauer auf das Inntal.

Beeindruckende Geschichte

Der Ort, nur vier Kilometer vom Zentrum von Braunau am Inn entfernt gelegen, begann als Rantesdorf seine Karriere. Das war 788, als der Karolinger Karl (später Kaiser Karl der Große) den letzten bayerischen Herzog Tassilo III. absetzte und das Herzogtum dem Fränkischen Reich einverleibt. Damit wurde der Hof des Herzogs zur Königspfalz, sogar zur Lieblingspfalz Arnulfs von Kärnten, der 898 dem heiligen Pankratius hier eine Pfalzkapelle widmete.

Aus dem Standort wurde im 11. Jahrhundert die Pfarre, wahrscheinlich schon als Heinrich II. die unter den ersten drei Ottonen begonnene Einbindung der Kirche in das weltliche Herrschaftssystem des Reiches fortsetzte. Es wurde eine eigene Pfarrkirche erbaut, die Pfarre wurde 1040 von Kaiser Konrad II. bestätigt.

An der alten Pfalzkapelle zum heiligen Pankraz bildete sich eine Weltpriestergemeinschaft, aus der 1125 unter Bayernherzog Heinrich IX. ein Augustiner-Chorherren-Stift hervorging, der die Pfalz zum Kloster machte.

Im Landshuter Erbfolgekrieges 1504/05 wurden Kirche und Kloster schwer beschädigt, ein neuer Klostertrakt mit Wirtschaftshof mussten erbaut werden, 1508 wurde mit dem gotischen Neubau der Stiftskirche begonnen.

1698 wurde die alte Pfalzkapelle 800 Jahre alt, Anlass zur Barockisierung, bei der bedeutende bayerische Künstler in der Klosterkirche (heutige Pfarrkirche) tätig waren. Der barocke Hochaltar wird Sebastian Högenauer zugeschrieben, berühmt sind auch die sechs Nebenaltäre mit ihrem Akanthus-Schmuck.

Im Zuge der josephinischen Reformen wird die alte Pfarrkirche St. Michael gesperrt und 1798 abgerissen, Säkularisation und Napoleonische Kriege schwächten den Stift, der 1811 vom bayerischen Staat aufgelöst wird. Das Klostergebäude wurde zum Schloss, die Klosterkirche Pfarrkirche, die Wertsachen versteigert, die Archivalien in Bibliotheken verbracht. Fast 700 Jahre tätiger Glaube, Wissenschaft und Kunst im Stift Ranshofen waren zu Ende.

Ein Adjutant des Bayernkönigs erwarb das Anwesen, von dem der Agrochemiker und Landtagsabgeordnete Ferdinand Wertheimer 1851 übernahm. Sein Enkel Egon verkaufte 1939 und emigrierte, mit diesem Dr. Egon Ranshofen-Wertheimer haben sich 2007 die 16. Braunauer Zeitgeschichte-Tage beschäftigt. Auf dem Gelände wurde ein Aluminiumwerk errichtet, das als deutsches Eigentum am 2. August 1946 dem österreichischen Staat übertragen wurde und von diesem 2007 für einen Schilling an eine Betreibergruppe verkauft wurde.

Nutzung in der Neuzeit und bei der Landesausstellung 2012

Schon seit einigen Jahren wird das Gelände kulturell genutzt, seit 2004 findet im Konventgarten des Stifts Sommertheater vom Bauhoftheater Braunau statt, das sich zum Ziel gemacht hat, an besonderen Plätzen anspruchsvolles Theater für ein breites Publikum aufzuführen. Seit 2006 die Lebenshilfe Oberösterreich erfolgreich Jazz im Schloss Ranshofen aufgeführt hatte, waren neben den Theatereigenproduktionen auch Konzerte, Märchenabende oder Lesungen eingeladen.

Der Bibliotheksaal des Gebäudes wurde während der Bauarbeiten an der Volks- und Hauptschule des Ortes von 2006 bis 2008 für den Unterricht genutzt, seitdem wurde schon mit den Vorarbeiten für Umbauarbeiten am Gebäudekomplex für die bevorstehende Landesausstellung begonnen.

Derzeit wird also alles generalsaniert, damit es pünktlich zur Eröffnung der Landesausstellung am 27. April 2012 in neuem Glanz erstrahlt. Bis 4. November 2012 ist der ehemalige Stift dann neben Schloss Mattighofen und Burg Burghausen Schauplatz der oberösterreichisch-bayerischen Landesausstellung 2012 mit dem Titel "verbündet – verfeindet – verschwägert / Bayern und Österreich”. In der Ausstellung sollen die vielschichtigen Beziehungen zwischen Bayern und Österreich unter besonderer Beachtung der Herrscherhäuser Habsburg und Wittelsbach gezeigt werden. Nach der Sanierung soll die Landesmusikschule Braunau ihre neue Heimat finden.

Ranshofen wurde sogar schon literarischer Schauplatz: Der bekannte österreichische Schriftsteller Alois Brandstetter ließ seinen Roman “Der geborene Gärtner” 2005 hier spielen. Und eine urige Schlosstaverne mit wunderschönem Gastgarten gibt es natürlich auch.

Ebenfalls sehenswert: Der Obstsortengarten, in dem über Jahrhunderte entwickelte Züchtungen von Obstsorten erhalten werden sollen, das Areal mit einer Fläche von etwa einem Hektar befindet sich auf einer ursprünglich zum Stift gehörigen alten Obstwiese und ist von April bis Oktober frei zugänglich.

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