Bayerisch-Oberösterreichische Landesausstellung 2012

Verbündet - Verfeindet - Verschwägert

Das Franzosenhäusl von Manfred & Tamara Rachbauer

Das Franzosenhäusl in der Nähe von MattighofenEine bemerkenswerte Geschichte, die sich so, oder so ähnlich in der Nähe von Mattighofen abgespielt haben muss. Auf der Straße von Uttendorf nach Pischelsdorf liegt links am Waldrand noch vor der Ortschaft Siegharting ein altes hölzernes Häuschen. Manch einer nennt es heute noch Franzosenhäusl, ohne zu wissen warum. Diesen Namen erhielt das verwitterte Häuschen Anfang des 18. Jh. im Franzosenkrieg.

Der schwarze Franz und die Lisi

Voll banger Sorge trieben im Mattigtal die Bauern ihren wertvollsten Besitz, das Vieh, soviel sie nicht gerade zum allernotwendigsten Unterhalt brauchten, in die damals noch dichten Waldgebiete. Nur der alte Soldat, der schwarze Franz, wie ihn die Leute wegen seines riesigen schwarzen Schnurrbartes und seiner dunklen Augen nannten, hatte weder Kostbarkeiten noch Geld, noch Vieh zu verstecken. Sein größter Schatz war ihm seine alte, aber gute Büchse mit der er nie fehlte. Seine Tochter, genau so rau vom Wesen wie ihr Vater, welche übrigens ebenso gut mit dem Gewehr umgehen konnte wie er, war mit ihm im Häuschen und versorgte die kleine Wirtschaft.

Anfangs wollte der Franz seine Tochter in die Verstecke fortschicken, aber dann fragte er sie doch. „Lisl", sagte er, „bleibst liaba da oda gehst mit de Waldbauamenschen fort." „Na", sagt de Lisl, „I bleib bei dir Vata, vielleicht kannst mir braucha und i fürcht mi net." „A Soldatenkind", schmunzelte der Alte, drehte sich um und brummte, „mir werdens uns scho richtn." Und dann hatte es der Alte auf einmal sehr „trabig". Er sammelte und richtete sich mit Munition ein, als wollte er sein Häusl wie eine Festung verteidigen. „Was hast denn vor Vata!", fragte die Lisl eines Tages, als der Franz seine Büchse und Munition auf ein Kastl legte und dieses ganz nahe ans Fenster rückte. „Na wann de Franzosen Patrouilln ausschickan und mir lassen's eine, dann is's ganze Viehwegtreiben umsunst gwest." „Dann gehst jetzt besser ins Spekuliern nach Uttendorf", sagte die Lisl, „das'd was dafragts, wann ma se gfaßt macha derf; I pass scho auf daweil."

Als die Franzosen kamen

Noch am selben Nachmittag ging der alte Soldat nach Uttendorf und Mattighofen, und was er dort erfuhr, ließ ihn sofort heim auf seinen Posten kehren. Als er aus dem Wald kam, atmete er beruhigt auf, es war alles noch beim Alten. Die Schüsse, die er talab gehört hatte, waren also nicht aus dieser Gegend gekommen. Ab diesem Zeitpunkt wachten er und seine Tochter abwechselnd am Giebelfenster. Eines Morgens zeigten sich zwei französische Reiter, welche die Straße daher trabten, aber am Häuschen vorbei kamen sie nicht. Schnell liefen Vater und Tochter hinaus, verwischten alle Spuren und jagten die Pferde in Richtung Pischelsdorf davon. Noch einige Male ereilte weitere französische Späherpatrouillen dasselbe Schicksal, bis eines Tages eine stärkere Vorhut auf das Häuschen zukam. Da die Lebensmittel schon seit geraumer Zeit aufgebraucht waren, konnten sich die beiden nicht mehr lange verteidigen. Schließlich wurden sie gefangen genommen und fortgebracht. Was mit dem Franz und seiner Tochter geschehen ist, hat niemand erfahren.

Das Franzosenhäusl blieb nun lange Zeit ohne Besitzer. In den 50er Jahren muss es aber wieder bewohnt gewesen sein. Aus dieser Zeit erzählte man sich, der Besitzer hätte beim Graben einer Senkgrube Menschengerippe gefunden, die durch beiliegende Geldmünzen und Rockknöpfe als französisch erkennbar waren. Von da an wurde es erst recht wieder das Franzosenhäusl genannt.

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