Bayerisch-Oberösterreichische Landesausstellung 2012

Verbündet - Verfeindet - Verschwägert

Der Schankwirt von Ranshofen von Manfred & Tamara Rachbauer

Der Schankwirt von Ranshofen - Laurenz FurtnerDer Laurenz Furtner war nahezu 30 Jahre lang Pächter des Schlosswirtshauses in Ranshofen und gehörte wegen seinem eigentümlichen Humor zu den Originalen unseres Innviertels. Schon äußerlich konnte man gleich an ihm den Wirt erkennen. Eine schwarze Haube bedeckte den nicht überreich mit Haaren gesegneten Schädel. Seine Unterlippe, die stets herabhing, bildete das Charakteristikum des Gesichts und dieses auffällige Merkmal veranlasste wahrscheinlich auch den Maler Hugo von Preen, ihn zu porträtieren. Und das war auch gut so, denn schon wenige Jahre später wurde er abberufen von dieser Welt und begab sich dann in die ewigen Gefilde der Gastwirtschaftsgenossenschaft. Ob er dort ebenfalls für so viel Gesprächsstoff gesorgt hat wie damals in Ranshofen, wer weiß?

Eine sonderbare Wette

Besonders oft wurde vom originellen Gehabe des Schlosswirts aus Ranshofen gesprochen. Er gehörte sicher nicht zu den feinen Leuten, die durch Höflichkeit glänzten sondern war im Grunde genommen eine etwas zynisch angelegte Persönlichkeit, von der verschiedene Anekdoten im Umlauf waren. Im Schlosswirtshaus zu Ranshofen trafen sich zufällig unter mehreren Gästen zwei Bekannte, die sich schon länger nicht mehr gesehen hatten. Der geistige Austausch berührte wie gewöhnlich verschiedene Themen und wandte sich zufällig auf die wechselseitige Erkundung des gegenseitigen Befindens. Auf die Frage des einen an den anderen: „Ob er seines Aussehens nach wenig Appetit habe, und daher zu wenig esse?" antwortete ihm der andere „dass er trotz seines Aussehens mit einem eselhaften Appetite jedem Magenkünstler gleich käme, wenn es um eine Wette ginge."

Tagesmenü - Maikäfer

Die Wette wurde angenommen und der Preis mit 10 Florint festgestellt, mit der Bedingung, dass der Verlierende die Zeche zu tragen habe. Der Wirt wurde angehalten, ein reichhaltiges Mahl zuzubereiten und den beiden Wettkämpfern an den Tisch zu bringen. Kurze Zeit später öffnete sich die Tür und der Schankwirt von Ranshofen brachte ein mit einer Serviette bedecktes Gefäß und stellte es zwischen beide Kämpfer auf den Tisch. Die Enthüllung des Gefäßes, in dem man eine große weithalsige Flasche mit lebendem Inhalte erkannte, erregte allgemeines Gelächter. Einer der beiden Wettkämpfer entpfropfte das Gefäß und sprach zu seinem Kampfgenossen: „da iß so wie ich, sonst hast verloren." Was war nun der Inhalt der Flasche? Maikäfer waren es, die die beiden ohne eine Miene zu verziehen, hinunter würgten, um die Wette nicht zu verlieren. Kalter Schweiß infolge des Zwanges zu diesem Frühlingsgerichte stand beiden auf der Stirn. Die unnachgiebige Hartköpfigkeit brachte sie zur vollkommenen Aufzehrung dieser in der Flasche eingekerkerten Maikäfer. Da gab es kein Nachgeben der beiden Kämpfer und sie riefen nach dem Wirt „eine zweite Auflage, aber schnell!" Der Wirt beeilte sich, neue Opfer zu suchen, aber durch die kalte Nacht konnte er nur mehr wenige präsentieren, die sofort in Siegeswut verzehrt wurden. Wer war der Sieger, wer war der Besiegte? Man beschloss einen Teil des Wettpreises zur Restauration des durch die sonderbare Fleischspeise verdorbenen Magens zu verwenden und so endete zur allgemeinen Heiterkeit nach mehreren ungewollten Magenentleerungen diese originelle Wette, die nicht erdichtet sondern Wahrheit ist.

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